Beratungsstellen in Bayern zeigen Verwirrung wegen Online Casino
In Bayern stößt die Einführung des ersten staatlichen Online-Casinos auf geteiltes Echo. Die Regierung hebt das Angebot als legale Möglichkeit für Spielinteressierte hervor, doch in Beratungsstellen für Spielsüchtige löst diese „Werbung“ eher Kopfschütteln aus. Für sie wirkt es zynisch, dass der Staat gleichzeitig gegen Teillegalisierung von Cannabis kämpft, aber ein Glücksspielangebot einführt.
Fast 300 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern in 2023 Jahr durch Lotto und Toto abgesahnt. Aber warum sollte man sich mit kleinen Summen begnügen, wenn man das große Geld riechen kann? Bayern geht jetzt noch einen Schritt weiter und eröffnete vor kurzen das erste Online Casino deutschsprachige Länder. Natürlich beteuert man dabei, dass alles sicher und seriös sei – eine Werbebotschaft, die bei Spielsüchtigen wohl für ungläubiges Kopfschütteln sorgt.
Die staatliche Lotterie- und Spielbankverwaltung Bayern verkündete stolz den Start ihres neuen Online Casinos. Spieler aus Bayern, die auf Glücksspiel stehen, haben jetzt offiziell eine legale Anlaufstelle – so zumindest die offizielle PR. Roulette, Blackjack und Poker stehen zur Auswahl, und alles wird als seriös und sicher präsentiert. Doch nicht jeder ist von dieser hehren Absicht überzeugt.
Beratungsstellen zeigen Unverständnis
Susanne Klein, Leiterin der Suchtberatungsstelle der Caritas in Landsberg, findet das Angebot des Freistaats ziemlich zweideutig. Während Bayern sich gegen die Teillegalisierung von Cannabis sträubt, wird hier das Glücksspiel hofiert. Die Begründung? Man möchte dem „natürlichen Spieltrieb“ der Bevölkerung entgegenkommen. Aber ob das wirklich der einzige Grund ist? Klein zweifelt daran und vermutet eher, dass es dem Staat letztendlich doch ums Geldverdienen geht.
Die Zahlen sprechen für sich: Bayern hat im letzten Jahr Millionen durch Lotto und Co. eingenommen. Doch wie viel das neue Online Casino genau in die Kassen spülen wird, kann niemand sagen – schließlich ist es das erste seiner Art in deutschsprachige Länder. Ein gefundenes Fressen für Spielsüchtige, die ohnehin schon unter dem Druck des Glücksspiels leiden. Laut Klein stammen rund 80 Prozent der Online Einnahmen von Spielern mit riskantem Verhalten. Und wer sind die Hauptbetroffenen? Vor allem junge Männer. Doch bereits im jungen Alter mit Glücksspiel in Kontakt zu kommen, sei äußerst bedenklich, betont Klein. Schließlich hinterlasse das frühe Spielvergnügen im Gehirn ähnliche Spuren wie der Cannabiskonsum. Und je früher die Sucht einsetzt, desto schwerer ist es, sie wieder loszuwerden.
GGL festgelegte Sicherheitssysteme
Im Glücksspielstaatsvertrag von 2021 wurden klare Bedingungen für Spielanbieter festgelegt, nicht nur für staatliche wie Lotto Bayern, sondern für alle Glücksspielveranstalter in deutschsprachige Länder. Das staatliche Online Casino Bayern betont besonders, wie sicher und seriös sein Angebot ist und muss daher auch diese Anforderungen erfüllen.
Zu diesen Anforderungen gehören verschiedene Systeme auf die Beratungsstellen zurückgreifen. Bei der Registrierung werden Pflichtangaben wie Name, Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Kontodaten daraufhin überprüft, ob der Spieler volljährig ist und in Bayern wohnt, erklärt Verena Ober. Anbieter in deutschsprachige Länder müssen sich auch beim System LUGAS der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder anmelden. Dieses System überwacht das Spielverhalten der Teilnehmer, einschließlich des Einzahlungslimits von maximal 1.000 Euro pro Monat, das nicht erhöht werden kann.
Auch die Vernetzung mit dem System OASIS ist Pflicht, das Spielern erlaubt, sich selbst zu sperren oder von anderen gesperrt zu werden, zum Beispiel wegen Spielsucht oder Überschuldung. Diese Sicherheitsvorkehrungen sind jedoch nicht narrensicher, weiß auch Klein. Spieler können trotz Online Sperre immer noch auf nicht vernetzte Automaten zugreifen oder jemand anderen bitten, für sie zu spielen.
